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Drogenentzug in Thailand

Jahrzentelang im Sumpf der Drogen

Vorneweg geschickt, ich will mich mit diesem Bericht nicht hervorheben, auch bin ich nicht auf Lobhudeleien aus. Nein, es soll dem einen oder anderen Mut geben und Helfen. Ich brauchte etwas zeit, nach meinem ex Alkoholiker outing, um diesen Bericht erst am 30.08.2021 zu veröffentlichen. Während dem schreiben kamen doch recht viele unschöne erinnerung hoch.

Kurz zu mir, ich bin Jahrgang 1957, und war ca. 30 Jahre auf Droge (mit Pause Knast/Therapie) sprich schwerstabhängig ich habe mir im grunde die ganze Palette angetan, jedoch Benzos (Benzodiazepin) waren nur für den Notfall also nicht unbedingt mein Ding. Natürlich begleitete mich der Alkohol in der ganzen Zeit dieser jedoch schon 10 Jahre länger. Ich schüttete soviel harte Spirituosen in mich rein das ich bestimmt öfters vor der Selbstentzündung stand.(Kleiner Scherz am rande.)

Ich war im Heroinprogramm MSH1 (das gibt es in der CH schon länger) und Methadon Programm Stiftung Suchthilfe. Therapie, Knast Alkohol- und Drogenentzug sind für mich keine Fremdwörter.

Lange Zeit war ich heimlicher (haha meinte ich zumindest) Konsument, da ich verheiratet war und Kinder habe. Meine damalige Frau hielt 13 Jahre zu mir, unterstütze mich wo sie konnte, ja sie hatte ein ausgeprägtes Helfersyndrom und war gläubige Christin sie suchte jeweils trost in der FEG (Freie evangelische Gemeinde). Ich liebte meine Familie und arbeitete extrem viel, dazu kam der ganze stress mit heimlichem Dealen, es war einfach zuviel, ich war nur noch Dicht oder besoffen und konnte mich nur noch so normal bewegen. Das bedeutete natürlich das ich immer weniger zuhause war oder spät nachhause kam damit mich meine Jungs nicht so sahen.

Ich trennte mich aus Liebe, viel später (zu spät) denn ich wollte diesen Zustand meiner Familie nicht weiter antun. Ja es stimmt der Rausch war mir wichtiger.

Einen Therapieplatz zu finden war fast unmöglich, in dem alter wo ich mich bewarb, wurde ich als hoffnungsloser fall abgewiesen bei einer Therapiestelle sagten sie bei meinem Lebenslauf ich wäre unverbesserlich und die Therapeuten wären so überfordert. Die einzige Therapie, die mich Jahre später gnädiger Weise aufnahm, war eine Christliche Institution (Flüäli im Toggenburg Mogelsberg) --- ja ausgerechnet.

Na ja, ich wollte ja aufhören und sagte denen ich lüge euch nicht an, die Hauptsache für mich ist weg von der Gasse, ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen. Zu meiner Überraschung wurde ich 2 Tage eingeladen um mir das ganze anzusehen, weitere 2 Tage später wurde ich im Entzug abgeholt und bei ihnen sehr herzlich aufgenommen, die anderen Teilnehmer waren echt erstaunlich, ich hatte so etwas Schönes, Ehrliches schon sehr lange nicht mehr erlebt.---Aber auch das brachte nicht wirklich etwas ---- sprich ich war noch nicht wirklich bereit und brach den versuch nach einigen Monaten ab.

Als ich wieder einmal mehr im Stationären Entzug war sagte ich zum behandelnden Artzt gebt mir doch einfach meinen täglichen schuss Heroin und alle haben den Frieden, dass mit dem sauber bleiben bringt eh nichts ich wollte zwar raus aus der schei… und von der Gasse weg, kannte ja mittlerweile sämtliche Parkhäuser, Telefonzellen und öffentlichen WC-anlagen als schlafplätze, aber zum Aufhören war ich nicht gewillt. Auch die Polizei hatte ich immer auf der Ferse einfach schei…Ich wollte ein seriöser anerkannter Fixer werden (klingt hohl ich weiss) mir gab eh niemand mehr eine Chance mit 40 sah ich aus wie bald 60, auch hatte ich es bis obenhin voll mit einem Bein im Knast, mit dem anderen in der Gruft (3x am seidenen Faden) zu stehen.

Der Doc im Entzug sprach dass Heroinprogramm an, ich konnte mich da bewerben und eintreten da ich sämtliche Voraussetzungen erfüllte, kein Wunder mit meiner Karriere.

Jipi endlich wieder sauberen Stoff wenn auch synthetisch: kein Gassenstress mehr, es ging aufwärts ---- dachte ich.

Da war ja noch der Alkohol, mein ständiger Begleiter ---- morgens musste ich ja schon einiges Intus haben für eine Ruhige Hand damit ich meine Injektion im Programm setzten konnte, und da bestand ich nicht immer den Alkohol blastest je nach Team mitglied! also wurde meine Dosis halbiert. Schande die Benzodiazepin typen konnten verladen einfahren, klünker runter aber es zeigte logisch keine Promille an, also was geschieht halb äffig musst du was machen und so zerstörte ich mit den Cocktails - Gassendreck meine *Sonntagsvene*. In den Hals und Leiste zu fixen war absolutes no go in der MSH fliegst du gleich raus ich hatte keine vernünftige Einschussstelle mehr und bis ich eine fand dauerte einfach zu lange, dass gab aufstand, weil die anderen auch mal an die reihe kommen wollten – --- verständlich. Sie sagten, dann müsse ich eben Muskulär, ja, Schande absolut kein gewohnter Flash ich war ja auch Nadel geil die ganze Prozedur fehlte mir eh, also brachte mir das Programm schlussendlich Zuwenig.

Nun kam irgendeine Einsicht aufhören mit saufen – ab in den Entzug da bekam ich Methadon. Nun überlegte ich mir nach dem Entzug direkt ins Methadon-programm zu wechseln. Ich hatte immer mal wieder vom Reisen geträumt Methadon bekam ich auch für 3 Wochen mit, natürlich erst nach einer gewissen Zeit und abbaumenge, leider nur in Pillenform. Auf meinen 3-wöchigen Europakurzreisen sah ich so viel ausser den Drogen, es reifte der Entschluss aufzuhören -- endgültig --- wiedermal, aber diesmal fühlte ich anders. Alkohol hatte ich schon fast 1 Jahr keinen mehr angerührt. Für die Kurzreisen hatte ich einen befreundeten Busunternehmer wo gesammtpackete anbot und ich jeweils für kleines Geld sozusagen als Lücken Füller einen Platz fand.

Jedes Jahr gab es im Methadon Programm 14 Tage Ausflug zur Olivenernte in die Toscana nur ein wenig arbeiten der Rest Ausflüge — Hurra da will ich mit und danach gleich da bleiben und mein Methadon ganz absetzten. Ich baute unheimlich schnell ab wurde von allen gewarnt zu gross dass Risiko. Was ich mir bewahrt hatte war mein unheimlicher Dickschädel, wenn ich jemandem etwas beweisen wollte. Also ging alles gut und ich reiste mit 3 mg am Tag nach Italien mit der Gruppe, und setzte den Rest innert einer Woche ab. (die letzten Tropfen sind die schwersten da es nur Psychodruck ist (meine Meinung) Die Teamer unterstützen mich bei der frage bei der Gastfamilie, ob ich bleiben dürfte gegen Kost und Logis 5 Std. leichte Arbeit – Der Deal war perfekt die Gastfamilie unterstütze mich. Es ging mir richtig gut bis der Winter kam – ja, auch in der Toskana kann es ganz schön kalt werden. Im Sommer konnte ich die Schmerzen einigermassen ertragen die Ablenkung war auch gut. Ich muss dazu sagen, dass ich mal einen sehr schweren Unfall hatte (unschuldig und zufällig nüchtern) worauf ich einiges Metall eingepflanzt bekam, dass auch nicht mehr rausgenommen werden kann. Unter anderem erlitt ich Kopfverletzungen, was eine Teilamnesie zur folge hat. Die anderen Verletzungen aufzuzählen würde zu weit führen auf jeden Fall überlebte ich nur knapp. (Anmerkung, dass zurückkommen von der anderen Seite war sehr übel.)

Ich hatte in dem Toskana Winter dermassen Schmerzen, dass ich in die Schweiz zurück wollte/musste. Meine kleine Wohnung hatte ich ja noch, aber es war ja noch kälter.

Ich konnte es sehr gut mit der Ärztin im Metiprogramm , sie hatte auch sofort Zeit. Wie wollen wir weiter vorgehen? Ich hatte es geschafft sauber zu werden, ausser zum „wärmen“ hatte ich wieder zu Wodka usw….gegriffen, und einiges weggelittert. Wir besprachen, dass ich zu einem Arzt im Spital könne und mich als Schmerzpatient anmelden mit diesen Medikamenten könne ich auch mit beglaubigtem Dokument länger ins Ausland.

Super, Freude herrscht, sofort dahin. Der Arzt stellte mich auf die notwendige Dosis Durogesic Schmerzpflaster ein.

Klar war der Suchtdruck in der bekannten Umgebung hoch, also beschloss ich abzuhauen. Wohin? nur weit weg wo es warm ist. Wir klärten, dass ab, und der Kantonsarzt bewilligte die Mitgabe der Schmerzpflaster für 3 Monate . Das Glück war auf meiner Seite. Mit der IV-rente (Invalidenrente ) (Erwerbsunfähigkeit) konnte / durfte ich mich 3 Monate im Ausland aufhalten ohne die EL (Ergänzungsleistung) zu verlieren somit konnte ich meine kleine Wohnung vorerst behalten, also fasste ich den Entschluss weit weg zum Überwintern -- Wohin? Dom.rep. war mir zu teuer von Thailand hatte ich viel gelesen wie günstig die Lebenshaltungskosten wären. 2 Monate jeden Franken gespart, meine Rente abgewartet, Flug gebucht und tschüss. Es gefiel mir, und für mich glückliche Umstände hatte ich jemanden kennengelernt, wo ich eingeladen wurde die restlichen 1 1/2 Monate meines Urlaubs umsonst zu verbringen.

Ich merkte wie gut mir das Klima und die Wärme/Hitze tat, die Schmerz-Pflaster, die ich dabei hatte lösten sich immer zu früh (schweissbedingt) und so stellte ich fest, dass ich mit einer kleineren Dosis auskomme. Die restliche Zeit verging viel zu schnell ich fühlte mich Sauwohl in den Pampas, ich war ja in ein gemachtes Nest gefallen alles war da, und der Entschluss auszuwandern reifte.

Zurück in der Schweiz bin ich gleich zum Arzt, um nach einer Lösung zu suchen, er wollte mir ein vorratsteil hineinoperieren, anstatt die Fentanylpflaster, wo ich dann von Zeit zu Zeit wieder hätte im Spital nachladen müssen. Nein, ich hatte mich informiert die Spitäler in dieser Ecke waren damals dazu weniger geeignet, und um immer wieder in die CH zu fliegen fehlt mir das Geld. Auch habe ich keine Krankenkasse mehr da mich keine mehr aufnimmt wegen vor Erkrankungen.

Also habe ich schon in Asien bei meinem Urlaubsaufenthalt die Dosis abgebaut mit dem festen Entschluss es in Thailand meiner neuen Heimat ganz ohne durchzuziehen. Ich konsumierte in dieser zeit in der Schweiz auch wieder Heroin und Kokaine. Mein letzter richtig guter schnupf gönnte ich mir vor dem Abflug von Zürich. Ich erinnere mich noch schemenhaft das ich im Flieger keinen Alk mehr bekam, weil ich dermassen dicht war. (Mein sitznachbar war zufällig ein früherer Zulieferer, der in geheimer Mission unterwegs war, er versorgte mich mit seinen Getränken.)

Ich kam furchtbar in Thailand an, war kaum fähig den Weiterflug nach Ubon zu finden. Ich machte in der Tat einen jämmerlichen eindruck vor meiner jetzigen Frau und derer Verwandtschaft die mich abholten.

War echt hart so ein kalter Entzug alleine, im damals für mich noch fremden Thailand. Ich konnte mich ja nicht verständigen und richtig erklären was wirklich Sache ist. Zudem wollte ich es auch nicht an die grosse Glocke hängen, da die Leute um mich herum ja nicht wirklich Ahnung von der abhängigkeit von Heroin und Cocaine haben. Es gibt schon viele Leute in Thailand die Jaba-Pillen einwerfen, aber Junkis eher nicht, vor allem nicht in unserem umfeld. Der Alkohol in Strömen half mir über diese Zeit hinweg. Wir haben zwei Hunde die bei meinen vielen Schlaflosen nächten bei mir waren und mir sehr halfen.

Nun lebe ich seit 2007 hier in Thailand, habe allen Drogen tschüss gesagt. Trinke keinen Alkohol mehr und ich als bekennender viel Raucher habe mich sogar dieser sucht entledigt.Ganz ehrlich? auch nach Jahren (seit 2017 rauchfrei) gibt es immmer mal wieder situationen wo es mich juckt zum glimmstengel zu greifen. Leider muss ich gesundheitsbeding (2 Herzinfarkte) wieder einige Medikamente einnehmen. Ich bin ja ein möglichst positiv denkender Mensch das schaffe ich schon da ich, wenn möglich, zusätzlich ausschau nach natürlichen Präparaten halte.

Das Schlagwort für jede sucht heisst nicht, ich möchte aufhören, sondern, ich höre auf. Sprich, ich beende meine sucht. Punkt. Das ist für die Psyche sehr wichtig alles andere ist nur der Wunsch, ein süchtiger muss in die Tat, das jetzt gehen, nicht mehr und nicht weniger. Es ist ein Kampf der sich lohnt.

Ich wünsche euch Glück und Erfolg bei allem was Ihr tut.

Euer trockenalki und ex Junki Jürg (Jörrä)

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